Schuld an dem ganzen Chaos sind ausschließlich die Eltern. Wären sie nicht illegal eingereist, wäre das alles nicht passiert. Der Minister kann da nichts dafür,

Die Argumente gehen, mit Verlaub, völlig am Thema vorbei. Thema ist: Rechtsstaatliche Spielregeln und Entscheidungen sind zu akzeptieren. Wenn ich falsch parke, kann ich auch nicht mit Selbstmord drohen - das heißt, können tu ich schon, ich bin nur halt kein süßes Mäderl, sondern ein übergewichtiger 40jähriger. Bei jemandem wie mir wird so ein Theater jeden kalt lassen, auch die Kronen Zeitung.

Sie müssen sich die Frage gefallen lassen, warum Sie plötzlich so viel Engagement in diesem Fall zeigen. Es gibt viel, viel Schlimmeres. Aber Fälle wie Bakary J. (die um Größenordnungen grausamer sind) erhalten nicht halb so viel mediale Aufmerksamkeit oder gar Unterstützung. Warum? Weil Bakary J. nicht so süß aussieht, weil er erwachsen ist und, am schlimmsten, weil er nicht weiß ist. Warum also das Engagement bei Arigona? Wie können Sie sich von Äußerlichkeiten und klug eingesetzten Selbstmorddrohungen/Tränen so manipulieren lassen?!

Ich sage: Arigona spielt falsch. Sie hat eine sicherlich unbequeme Zukunft vor sich, aber nichts Dramatisches. Sie fährt einfach in die Heimat zurück, aus der sie vor 5 Jahren gekommen ist und in der sie 10 Jahre ihres Lebens verbracht hat. Deswegen der ganze Aufstand? Das ist doch absurd.

Mir ist immer noch nicht ganz klar, worauf Sie hinaus wollen - das dürfte aber eher an den sprachlichen als an den inhaltlichen Differenzen liegen. Daher nur kurz angerissen:

wieso vergleichen sie ein kind mit einem parksünder

Weil das Alter keine Rolle spielt und beides eben Rechtsverstöße sind.

rechtstaat gut und ok aber dafür das menschen draufzahlen müssen ?

Äh *kopfkatz* … Ja. Das haben Rechtsnormen nun mal so an sich, daß Menschen „draufzahlen“. Ansonsten gäbs keine Steuern, keine Gefängnisse, keine Strafzettel. Das ist hier nicht die Villa Kunterbunt.

ja der vater ist schuld aber was kann die tochter dafür ???

Das haben Sie ja auch nicht gefragt, wie sie nach Österreich verschleppt wurde. Im Allgemeinen ist es nun mal so, daß die Kinder die Entscheidungen der erziehungsberechtigten Erwachsenen auszubaden haben. Wär die Familie gegen Arigonas willen in die Schweiz oder in die USA ausgewandert, wärs ja auch nicht anders gewesen.

sie [Arigona, Anm.] ist nur das opfer dieser medienkampagne und opfer für parteistimmen geworden.

Ach. Das ist neu. Wie war das noch mal? Wer hat sich versteckt gehalten und mit Selbstmord gedroht und Videobotschaften verschickt?

na toll den rechtstaat den sie sich gern wünschen existiert in wirklichkeit gar nicht , weil diese sich nicht mal an universelle menschenrechte hält

Ich verlange ja nicht gleich von Ihnen, daß Sie Jus studieren, aber: Warum schlagen Sie die Begriffe, die Sie so benutzen, nicht wenigstens mal im Lexikon nach? Vorher!

Der Rechtsstaat schützt uns vor Willkür. Das, was Sie wollen, ist Willkür: daß wir uns nämlich im Einzelfall nicht mehr um Gesetze scheren, sondern nur mehr tun, was uns grad nett und angenehm erscheint. Und wenn dann der nächste kommt und die gleichen Rechte in Anspruch nehmen will, sagen wir ihm: „Nein, Du nicht, Du bist kein süßes Mäderl sondern ein verhutzelter alter Mann mit radikal-islamistischen Ansichten und Zahnlücke. Nein, Du kommst nicht täglich aufs Titelbild der Krone. Nein, für Dich machen wir uns nicht stark.“ Das ist die Art von Willkür, die kommt, wenn wir dem Gör jetzt nachgeben!

Ich bin grds. schon dafür, Einwanderung nach Österreich zu erleichtern - und zwar gar nicht nur aus humanitären Gründen. Die derzeitige Situation ist in höchstem Maße unbefriedigend. Da gibt es gar nichts zu diskutieren.

Aber auch unter erleichterten Bedingungen muß ein rechtlicher Rahmen klar sein. Asyl ist Asyl, Einwanderung ist Einwanderung. Abgelehnte Anträge sind abgelehnte Anträge. Irgendwann ist eben Schluß, der Instanzenzug ist nicht dazu da, so lange rumzuwürfeln, bis am Ende doch das gewünschte Ergebnis rauskommt. Besser wäre ein wesentlich kürzeres Verfahren mit sofortiger Ausweisung gewesen. Das, so zynisch es klingt, ist es, was Arigona erreicht hat: Asylwerber werden in Zukunft schneller abgefertigt. Das ist sogar gut so, weil es Sicherheit schafft und keine trügerischen Hoffnungen weckt,

Zum sogenannten „humanitären Bleiberecht“ mag man stehen, wie man will. (Ich persönlich halte es für einen mittelalterlichen Akt der Willkür. Stattdessen braucht es Instrumente, die dem Betroffenen einen durchsetzbaren Rechtsanspruch geben.) Im konkreten Fall aber hat Arigona selbst alles vermasselt: Nach ihrer Selbstmorddrohung konnte niemand mehr das Bleiberecht aussprechen. Niemand, Auch diejenigen Landesfürsten nicht, die sich öffentlichkeitswirksam dafür einsetzen. Die tun das nämlich nur, weil sie wissen, daß der Zug abgefahren ist und im Stillen dafür auch dankbar sind. Ein Bleiberecht nach der Selbstmorddrohung und der Medienkampagne hätte die Kapitulation bedeutet. Kapitulation des Staates vor den Launen einer 15jährigen. Wäre die Familie geschickter vorgegangen, hätten sie vielleicht eine Chance gehabt zu bleiben, ohne daß die Republik ihr Gesicht verliert. Das ist ein ganz entscheidender Punkt bei der Sache.

Daher war ich, wie so oft in letzter Zeit, von der unreflektierten und völlig emotionsbestimmten Linie der Grünen in dieser Angelegenheit enttäuscht. Es sollte ein Warnsignal für eine Partei sein, wenn sie auf Parallelkurs mit der Kronen Zeitung fährt. Noch wähle ich zumindest auf Bundesebene grün, auch wenn ich - siehe hier - längst die Illusion verloren habe, daß mich diese Partei wirklich vertreten will. Mittelfristig würde ich mir halt wieder nuanciertere, durchaus kopflastigere Konzepte und Standpunkte wünschen. Daß die Grünen (genau wie blau und orange) vereinfachen und überzeichnen können, wenn sie wollen, ist jetzt ausreichend bewiesen für meinen Geschmack.